Vogtareuth

 

Spuren erster Siedlungsanfänge liegen etwa 3000 Jahre zurück. Im Ortsteil Zaisering kreuzten sich die Römerstrassen Tirol – Regensburg und Salzburg – Augsburg (Via Teberia). Doch erst mit dem Verfall der Römerherrschaft Ende des 5.Jahrhunderts und der Anfang des 6.Jahrhunderts einsetzenden Einwanderung des germanischen Stammes der Bajuwaren oder auch Baiern, beginnt die eigentliche bayerische Geschichte.

Bis zum Jahr 788 waren die bayerischen Lande unter den fünf vornehmsten Edelfamilien in Gaue aufgeteilt, wobei unser Gebiet zum Sundergau gehörte. Das Inntal und weite Gebiete des Chiemgaues gehörten seit dem fünften Mittelalter den aus dem Uradelsgeschlecht der Fagana stammenden Grafen von Falkenstein.

Im Jahre 959 schenkt ein Graf Warmut (vielleicht Falkensteiner) seine Güter „IN LOCO RUIT IUXTA AENUM IN PAGO SUNDARGQUE“ der Benediktiner-Abtei St. Emmeram in Regensburg. Diese Schenkung wurde einschließlich der Besitzimmunität 959 von Kaiser Otto dem Großen und 1021 von Kaiser Heinrich II. bestätigt.

In den Jahren 993 – 1031 erfolgte der Bau der Kirche St. Emmeram. Die Rechte des Staates, insbesondere Gerichtsbarkeit und Einhebung der Gefälle (Abgaben) werden in dem immunen Gebiet Luftansicht Vogtareuth nicht mehr von den Beamten des Königs, dem Gaugrafen, ausgeübt, sondern von einem rechtskundigen Beamten der Benediktiner-Abtei, dem Vogt. Die vom Hauptvogt der Abtei aufgestellten Beamten führten den Titel Propst, seit dem 16. Jahrhundert meistens Propstrichter oder Propstverwalter. Aus dieser Klosterbesitzung entwickelte sich eine schon im 13. Jahrhundert erwähnte Hofmark, die Propstei „Ruit“, oder wie sie später, etwa seit dem 14. Jahrhundert genannt wurde „Vogtareith“.

Beim großen Ortsbrand am 4. Oktober 1702, der durch ein Feuer im Angereranwesen entstand, brannte das gesamte Dorf ab.

Im Zuge der Säkularisation kam das Propsteigericht Vogtareuth mit der Abtei St. Emmeram 1803 an den Reichserzkanzler Karl Theodor von Dalberg, Fürstprimas von Regensburg und ehemaliger Erzbischof von Mainz.

Nach der 1810 erfolgten Einverleibung des Fürstentums Regensburg an Bayern wurde das Propsteigericht schließlich 1811 aufgelöst. Am 23. November 1811 wurde die Propstei an das Rentamt „Rosenheim in Aibling“ übergeben. Rund 850 Jahre war also St. Emmeram alleiniger Grundherr der Hofmark, zu der u. a. 105 Huben (Höfe von ca. 50 Tageswerken) und 8 Mühlen gehörten. Diese lange Zugehörigkeit wurde daher auch in dem neuen Gemeindewappen gewürdigt, in dem das St. Emmeramer Wappen Verwendung fand. Hinzu kam im Wappenfuß ein weiß-blauer Wellenbalken, der die Lage am Inn und die Zugehörigkeit zu Bayern versinnbildlicht.

Die 1814 gegründete politische Gemeinde mit 46 Ortsteilen, zu denen dann auch Zaisering gehörte, zählt um die Jahrhundertwende 1168 Einwohner, 1963 rund 1550 und 2006 mit 50 Ortsteilen 3064 Einwohner.